Restaurantkritik: Das Vinaiolo in München
Ostersonntag (27.03.2016)
Über 400 italienische Restaurants hat die “nördlichste Stadt Italiens“ zu bieten. Eines der schönsten und authentischsten trifft man aber ausgerechnet im Münchener Franzosenviertel an.
Die Atmosphäre
Unweit des Gasteigs, ruhig in einer Seitenstraße versteckt liegt mit dem Vinaiolo ein echtes talienisches Restaurant-Juwel. Im Sommer lädt der kleine Außenbereich in der Steinstraße dazu ein, das bunte Treiben in Haidhausen mit einem Aperitif in der Hand zu beobachten. Am Ostersonntag war es doch noch ein wenig zu kühl um draußen zu sitzen, was aber nicht weiter schlimm war, denn das Innere des Restaurants kann sich mehr als sehen lassen:
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(c) www.vinaiolo.de |
Blickfang im Vinaiolo ist ganz klar der Triester, pastellgrüne Kaufmannsladen aus dem Jahre 1904. Hohe Decken, warmer Holzboden und einige Highlights aus dem Weinrepertoire tragen dazu bei, dass hier echte Dolde-Vita-Stimmung aufkommt.
Das Essen
Die Karte beinhaltet überwiegend venezianisch-friulanische Gerichte mit saisonalen Zutaten. Lamm, Steak vom Fassonarind oder ein ganzes Stubenküken begeistern jeden Karnivore, während die erschwinglicheren Pastagerichte (ab ca. 13 €) auch Vegetarier-tauglich sind.
Gleich zu Beginn gab es nicht nur ein hervorragendes Olivenöl aus Sizilien (DOP) und frisches (Oliven-) Ciabatta, sondern auch noch einen Gruß aus der Küche: Strudelteig gefüllt mit Thunfisch:
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Gruß vom Haus: Thunfisch im Filoteigmantel und Minzpesto |
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Vorspeise 1: Rindertatar mit Büffelmozzarella und Sardellen |
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Vorspeise 2: Riesengarnelen im Kokosmantel mit Fenchelsalat und Tomaten-Mayonnaise |
Von Vorspeise Nr. 3 gibt es leider kein Smartphone-Porträt. Hier muss meine Erzählung reichen ;) Das Gericht bestand aus einer Art Birnencarpaccio mit Scamorza und gehobeltem schwarzen Trüffel - der eindeutig schwächste aller Gänge. Die Birne war alles andere als reif und daher sehr geschmacksneutral. Ein leichtes Karamellisieren in Honig oder Zucker wäre hier sicher kein Fehler gewesen. Am bedauerlichsten war aber, dass der gehobelte schwarze Trüffel geschmacklich total unterging und vom intensiven Räucheraroma des Mozzarella erschlagen wurde. Schade!
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Hauptgang: Kabeljau mit Radicchio-Kruste auf Möhren-Süßkartoffel-Püree |
Mein Hauptgang (Kabeljau, siehe oben) war perfekt gegart und die leicht bittere Radicchio-Kruste eine perfekte Ergänzung zum süßlich-cremigen Möhrenpüree. Ein Gedicht!
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Dessert: Tough choice! |
Die Desserts sind im Vinaiolo zwar mit knappen 10 € nicht gerade billig, können aber die Raffinesse und Liebe zum Detail von Vorspeise und Hauptgang noch toppen.
Meine Bayerische Apfelmousse schmeckte cremig und nicht zu süß, das Topping-Gelee vom grünen Apfel angenehm süß-sauer. Die Kombination mit dem buttrigen Rosinen-Crumble und der Milchluft, deren Konsistenz schon in Richtung von Molekularküche ging, katapultierten das bayerisch-italienische Dessert in die kulinarische Oberliga.
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Bayerische Apfelmousse mit Gelee vom Grünen Apfel, Rosinencrumble & Milchluft |
Fazit: Raffiniert-italienische Küche mit dem gewissen Etwas. Die Atmosphäre ist außergewöhnlich und lebt ganz klar vom Triester Kaufladen, der dem Restaurant sowohl eine gemütliche als auch authentische Aura verleiht. Der perfekte Italiener für einen besonderen Anlass.
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