POLKA oder die Sache mit den Assoziationen



Mit bestimmten Namen oder Dingen ist es einfach so, dass man - ohne was dagegen tun zu können - eine eindeutige Gedankenverbindungen hat. Bei "Sylt" muss ich beispielsweise immer an Sansibar (nie dort gewesen), Gosch und Christian Kracht denken; bei "Beethoven" zuerst nicht unbedingt an den Komponist, sondern vielmehr an einen sabbernden und tollpatschigen Bernhardiner. Nur so kann ich es mir erklären, dass das kürzlich eröffnete Restaurant gegenüber des Pariser Platzes bei mir osteuropäische bzw. böhmische Assoziationen hervorrief. Als ich mich an den Tisch in dem schlichten Lokal mit Vintage-Touch setzte und die Speisekarte aufschlug, war ich dementsprechend verwundert, statt Borschtsch, Piroggen und Knishes Ziegenkäseravioli, Saibling und Bratwurst vorzufinden. Hm. Etwas verdutzt fragte ich Christiane Zabler-Jenewein, eine der vier Köpfe hinter dem POLKA, warum es denn kein polnisches Bier auf der Karte gäbe "POLKA steht eher für Geselligkeit und Spaß am Leben," Klar, und POLKA ist definitiv ein schönerer Name für ein Restaurant als "CHA CHA CHA". 







Die Sommerkarte liest sich wirklich sehr gut, vom POLKA-Franz-Aperitif bis hinüber zu Snacks (Hummus und Oliven), jeweils fünf Vor- und Hauptspeisen sowie vier Desserts, aus denen man wählen kann. Insgesamt trifft die Beschreibung "Deutsch-Regional" mit orientalischen Anklängen es wohl ganz gut. Die Lebensmittel stammen alle aus der Münchener Umgebung.

Auf der Weinkarte finden sich neben österreichischen und italienischen Weinen auch ein französischer Pinot Noir (0,1 l für 4,50 €).



Giesinger Hipsterbier für 3,50 € (schmeckt erstaunlich gut, bei stolzen 5,7 %)


Mein Hauptgang (Rote Linsen, Pfifferlinge, Feta, Petersilie, 10 €) war insgesamt leider keine kulinarische Offenbarung. Die Roten Linsen sehr weich gekocht, sodass das Ganze schon fast als Püree hätte durchgehen können. Zudem waren sie komplett kalt (und das, wo das Gericht doch eindeutig der Überschrift "WARMES" zugeordnet war?). Die Pfifferlinge wären besser etwas schärfer und mit ein paar gehackten Zwiebeln (hier wäre die polnische Küche dann doch eine gute Inspiration gewesen ;-)) angebraten worden, so kamen sie leicht labberig (aber wenigstens gesalzen) daher. Die sehr zaghafte Feta-Dosierung und Petersilien-Deko werteten das Gericht optisch ein wenig auf. Insgesamt fehlte mir hier Pepp(er): genau, schwarzer Pfeffer aus der Mühle! Immer noch ziemlich hungrig wendete ich mich den Desserts zu.




Zum Highlight des Abends: Der Sauerrahmtarte mit Mirabelle für 6 €. Vom buttrig-samtigen Tarteboden (der mich an Heidesand-Plätzchen erinnerte), über die dank Limette sehr frischen Sauerrahmcreme - hier stimmte so ziemlich alles. Einzig die Mirabellen lagen etwas anteilnahmslos auf der Creme und hätten für den Zuckergehalt noch ein paar Tage am Baum hängen können. Nichtsdestotrotz: Sehr sehr lecker!


POLKA Restaurant und Bar

Pariser Straße 38
81667 München
www.polka-polka.de


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