Weinsensorik-Abend im Vintage Selection

Nachdem ich mich nun schon seit ein paar Jahren für Wein interessiere, aber immer wieder bei den gleichen Rebsorten (Grauburgunder und Spätburgunder, mit minimalen Abweichungen) hängen geblieben bin, war es gestern an der Zeit, mal ein wenig über den (Pinotschen) Teller- bzw. Glasrand zu schauen. Das Weinsensorik-Seminar im Münchener Vintage Selection stellte sich als perfekte Gelegenheit heraus, anderen (deutschen) Rebsorten auch mal eine Chance zu geben. Das Besondere an der Weinhandlung/-bar im Glockenbachviertel ist nämlich, dass Marian Kreuzer und Sommelier Michael Künstler ausschließlich deutsche Weine verkaufen und so eine Nische in der Münchener sonst eher dicht besetzten Vino-Gastro-Szene gefunden haben.




Das Sensorik-Seminar legt besonderen Wert auf Aromen und Besonderheiten der einzelnen Rebsorten; da man aus schwarzen Gläsern trinkt, soll man sich ganz auf die Traube konzentrieren und die Farbe des Weins (nicht nur ob rot oder weiß, sondern auch charakteristische Nuancen) außen vor lassen. Erst nachdem der Wein aus den undurchsichtigen Gläsern probiert und vor-analysiert wurde, füllt man den Wein in ein durchsichtiges Glas und wiederholt das Ganze. Sehr erstaunlich, wie sehr das Auge mittrinkt. Außerdem spielt es eine entscheidende Rolle, ob ein Wein aus einem kleinem, etwas höherem Gefäß getrunken wird, oder ob der Wein in ein bauchigeres Glas gegossen wird, sodass sich Aromen und Körper voll entfalten können.




Zur Begrüßung reichte Sommelier Michael Künstler uns einen Riesling-Sekt (perfekt temperiert) aus Nierstein/Rheinhessen, der auf den dreistündigen Abend einstimmte. Da wir mit fünf Rebsorten (drei Weiß- und zwei Rotweine) so einige "Arbeit" vor uns hatten, gab es als Grundlage erst einmal eine liebevoll zusammengestellte Charcuterie, bestehend aus verschiedenen Kuhmilchkäsesorten vom Tegernsee sowie Salami, Schinkenspeck und frischem Graubrot (siehe oben). 

Künstler kredenzte uns im Laufe des Abends folgende Rebsorten: Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Grauburgunder, Spätburgunder und zu guter Letzt ein kleiner "Underdog" unter den Rebsorten: ein weicher St. Laurent aus Rheinhessen. Im Vintage-Selection werden alle Rotweine bei exakt 17 Grad serviert, da sich so Aromen perfekt entfalten können. Bei den gestrigen hochsommerlichen Temperaturen war dies auf jeden Fall ein zusätzlicher Pluspunkt.






Aufgelockert wurde die Verkostung durch ein lustiges Ratespiel (siehe oben), bei dem mögliche Rebsorten-Aromen, errochen werden sollten. Von wohlduftendem Gras und Honig, fruchtiger Birne und (eindeutigem) Wachholder, bis hinüber zu aggressiveren Aromen wie Essig und schwarzem Pfeffer, die unter der Gruppe ein kollektives Naserümpfen (neben dem Stirnrunzeln, wenn man sich des Aromas nicht sicher war) verursachten, war alles dabei, was das Aromarad so hergibt.


Krönender Abschluss: St. Laurent, 2011-er Jahrgang (13,5 %)























Außerdem erklärte Sommelier Künstler, dass es Unsinn sei, nach jeder Rebsorte ein neues Glas zu verwenden, da "Wein auf Wein" sich deutlich natürlicher im Geschmack abzeichnet als ein ganz neues Gefäß, das auch eigene Grundgerüche hat (Spülmaschine, Tabak, je nach Lagerung). Wieder was gelernt!


(Ein) Fazit nach dem Sensorik-Abend: Sauvignon Blanc muss nicht zwingend exotisch nach Ananas, Maracuja & Co schmecken, sondern kann auch andere, leisere Aromen wie z.B. von Gras besitzen. Eine echte Alternative für den guten alten Grauburgunder! :-)

Das Sensorik-Seminar kostet 49 €, inklusive Aperitif, fünf Rebsorten (à ca. 0,2 l), Snacks (hochwertige Charcuterie aus dem Alpenvorland und zweierlei Flammkuchen) sowie Wasser.


Vintage Selection 
Westermühlstr. 39
80469 München

www.vintage-selection.de 


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