Restaurantkritik: Das maiBeck in Köln


„maiBeck Für Dich - Köln“
Besuch vom 12.11.2013

Gerade mal seit dem 12. Oktober diesen Jahres ist das maiBeck die neue Anlaufstelle für Genießer aus Köln und Umgebung. Gleich am Rhein und unweit des Museum Ludwigs haben die Namensgeber Jan Maier und Tobias Becker ihre neuen kulinarischen Wurzeln niedergelassen. Obwohl sie erst Anfang 30 sind können die Köche, die auch privat befreundet sind, schon massig Erfahrung in der gehobenen Gastronomie vorweisen. Maier war u.A. eine Zeit lang beim Hamburger Koch & Medienmensch Christian Rach, während Becker u.A. das Kölner La Société und das Becker’s in Trier zu seinen gastronomischen Stationen zählen kann.

Das Ambiente

       Gleich beim Betreten des Kölner Restaurants merke ich, wie taufrisch das maiBeck doch noch ist – ein dezenter Geruch der umfassenden Renovierungsarbeiten liegt in der Luft und unterstreicht das sich mir bietende Bild: Dunkelbraune, niegelnagelneu-glänzende Kacheln an der Bar und stylishe Designerstühle stehen im Kontrast zur Decke mit (beabsichtigt) freiliegenden Rohren und den auf alte getrimmten Wänden im Fabriklook. Herzstück des Restaurants bilden das deckenhohe Weinregal, das sich noch bis in den zweiten Raum hindurchzieht sowie die Glasvitrine, in der die wechselnden Dessert zum Genuss verführen. Lediglich die Abwesenheit von Rollos oder Gardinen an den großen Fenstern verwundert mich, da die umliegenden Straßenlampen doch sehr grell und aufdringlich in das Lokal leuchten und ein wenig des sonst so gemütlichen Ambientes nehmen.

Der gedeckte Tisch

      Das maiBeck ist Teil der recht neuen Bistronomic-Kultur und strebt laut eigener Angabe eine unkomplizierte, „ambitionierte Kreativküche in entspannter großstädtischer Atmosphäre“ an. Saisonale und vor allem regionale Produkte statt überbewertetem Schi Schi und exotischem Schnickschnack; dazu gibt’s Kaffee von der Ehrenfelder Rösterei „Van Dyck“, das Tagesgericht ist ein Eifeler Hirschgulasch. Da das Restaurant momentan eines der vielversprechendsten Neuzukömmlinge in der Kölner Gastronomie ist, war ich auch nicht sonderlich erstaunt als Moderatorin und Autorin Charlotte Roche durch den grauen Vorhang das Restaurant betrat. 
      Die monatlich wechselnde Karte wird dominiert von klaren und nüchternen Beschreibungen. Ein Gericht im maiBeck liest sich fast wie eine Zutatenliste. Eines der vier vegetarischen Gerichte wird etwa beschrieben als „Euskirchener Ei, Rote Beete und grüne Erbsen“. Letztendlich landen auch genau die Zutaten auf dem Teller; die einzige Überraschung ist, dass die Bioeier (perfekt) pochiert und im Erbsenpüree gebettet sind. Die süßliche und nicht zu weiche rote Beete passt sowohl optisch als auch geschmacklich.

Winterlicher Eintopf

       Mein winterlicher Vorspeiseneintopf ist so natürlich und aromatisch, dass ich mir ländlichen und saftigen Felder im Rhein-Erft Kreis, auf denen der verarbeitete Stommeler Wirsing wächst, geradezu bildlich vorstellen kann. Meine Auberginen-Malfatti (Mal=schlecht; Fatti=gemacht) sind eher Bonfatti und so schön, dass ich sie (fast) zu schade zum Essen finde. Glücklicherweise landen sie dann aber doch in meinem Mund und ich komme in den Genuss der Süße aus der roten Zwiebel, die ein passenden Kontrast zum leicht bitteren Raddichio darstellt. Lediglich eine Prise Salz weniger hätte nicht geschadet, für mich aber nicht allzu tragisch, da ich es tendenziell gerne salzig mag. Die „schöne Helene“ zum Dessert besticht wieder durch Qualität und Einfachheit: Mascarponecreme, eingelegte Birne und zartbittere, belgische Schokolade, präsentiert in klar unterteilten Schälchen. Eine moderne und auf jeden Fall gut schmeckende Interpretation der Birne Helene – mir persönlich aber einen Hauch zu simpel.

Malfatti


Das Dessert

        Auch Sonderwünsche wie Butter zum Brot (zusätzlich zum haugemachten Frischkäse) oder die Frage, ob man den Weißwein noch kälter servieren kann werden im maiBeck professionell und freundlich erfüllt.  „Für Dich - Köln“ scheint also nicht nur ein leichtsinniger Untertitel des Restaurants zu sein, sondern vielmehr eine Maxime, die sowohl Küchenpersonal als auch Servicemitarbeiter verfolgen. Das maiBeck schafft es schon im Mailverkehr eine gewisse Intimität herzustellen, die beim letztendlichen Besuch tatsächlich beibehalten wird. Schließlich nehme ich es der Kellnerin dann auch ab als sie sagt, dass sie mich und meine Begleitung glücklich aus dem Lokal spazieren sehen möchte. Marketingstrategie hin oder her – das maiBeck weiß, wie es mit seinen Gästen kommunizieren muss.
      Einziges Manko: die Portionen sind für die doch recht gehobenen Preise recht überschaubar. Gerade das beschriebene Euskirchener Ei ist von der Menge her eher eine Vorspeise, lässt aber preislich (14 Euro) auf ein ordentliches Hauptgericht schließen. Auch die zwei Nocken Sorbet werden zwar optisch sehr ansprechend serviert, schmecken auch wundervoll, sind mit je 3 Euro jedoch ebenfalls recht hoch bemessen. Da Qualität ist aber ja bekanntlich wichtiger ist als Quantität und zudem der Brotkorb immer gleich aufgefüllt wurde, will ich aber mal ein Auge zudrücken. Die Getränkepreise sind den Speisepreisen angepasst, d.h. ein Glas Grauburgunder (0,15 l) kostet stolze 5.50 Euro. Dafür lässt die Weinkarte aber das (Pseudo-)Winzerherz höher schlagen: Überwiegend Deutsche Weine aus der Pfalz, Ahr und Baden dominieren die Karte. Darunter sogar das Weingut des Schloss Staufenbergs in Durbach/Ortenaukreis, Weine die ich bisher außerhalb des Nordschwarzwaldes noch nie auf einer Karte gesehen habe.

Fazit: Ein toller Geheimtipp für alle, die Wert auf regionale, saisonale und qualitativ hochwertige Produkte in einem stylish-coolen Ambiente legen. Aufgrund der recht gehobenen Preise von Essen und Getränken aber „nur” vier von fünf Herzen.





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